mom's letter '96
1996
Ein netter junger Mann, der sich immer noch S. Vicious nennt,
hat mich einmal angesprochen und mich gefragt, was du 1976 gemacht hättest.
Als ich ihm sagte, dass du da gerade kurz vor deinem Abitur standst,
zwei Jahre mit Konny zusammen gewesen bist und hauptsächlich in deiner Schülerzeitung den Aufstand probtest,
hat er weise gelächelt und ist weitergegangen.
Tja, ich nehm‘ an, du würdest jetzt gern davon hören,
dass ich mit deinen Heroen regen Kontakt pflege.
Doch weder Humphrey Bogart, noch Marylin Monroe, weder Jimi Hendrix noch Keith Moon habe ich hier getroffen.
Ich weiß, du hättest jetzt gern meine Ratschläge,
die du damals immer belächelt und nicht verstanden hast.
Doch du bist da, wo ich einst war
und doch geht es dir um sovieles besser.
Dass du das einfach nicht einsehen willst,
dass du immer noch geführt werden willst.
38 Jahre habe ich dich beschützt,
und nun musst du dich selbst beschützen und obendrein deinen Sohn.
Es ist schwer, glaube mir, das weiß ich wirklich, aber es geht auch ohne das Heranzüchten eines Krebses.
Du hast Freunde, die zu dir stehen und dir in der Not beistehen,
Steh zu dir, so wie dein Sohn zu dir steht.
Sieh doch, was er dir zu erklären versucht.
Weißt du noch, wie Heike damals gesagt hat, „der geht seinen Weg“?
Erinnere dich jeden Tag daran und bestätige diese Worte!
Verausgabe dich nicht mit Kleinigkeiten, kümmere dich nicht darum, ob die anderen dich verstehen